Gutes Essen für alle
Großküchen sollen zu nachhaltigeren Gastgebern werden. Mit dieser Idee gründeten Klaus Richter und Christoph Kleinhans im vergangenen Jahr die LebensWert Gastgeber GmbH. Ihr Umsatz im ersten Jahr: 4 Millionen Euro.
Klaus Richter und Christoph Kleinhans, langjährige Kollegen und Freunde, verbindet eine Vision: „Wir wollen jeden Tag ein Stück nachhaltiger werden“. Richter stammt aus Hamm, Kleinhans aus dem Allgäu. Im Januar 2023 sind die beiden in Hamm mit der LebensWert Gastgeber GmbH an den Start gegangen. Und das sehr erfolgreich.
Ihr Unternehmen managt unter anderem in Castrop-Rauxel eine Großküche unter der Trägerschaft des Evangelischen Verbunds Ruhr. Von dort aus werden Krankenhäuser, Seniorenheime und Kindertagesstätten mit gesundem und nachhaltigem Essen versorgt. Rund 1500 Gerichte verlassen schon jetzt täglich die Küche.
Wachstum im Blick
Zum Sommer wird die Zahl der Gerichte auf 4.000 Gerichte steigen. Aber die beiden Gründer denken größer: „Die Küche hier in Castrop-Rauxel kommt erst bei 7000 Essen an ihre Grenzen.“ Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind beim Evangelischen Verbund Ruhr beschäftigt. Die LebensWert Gastgeber GmbH managt den Rahmen für die Großküche. Das Kernteam der GmbH umfasst lediglich zehn Köpfe. Außerdem sind für Klaus Richter und Christoph Kleinhans weitere Standorte denkbar. Dabei schauen sie vor allem Richtung Hamm, Firmensitz und Wohnort von Klaus Richter: „Eine Großküche in Hamm wäre ein Traum.“
Die Rollen zwischen den Gründern sind klar verteilt. „Er ist der Koch, ich bin der Kopf“, sagt Klaus Richter in Richtung seines Sitznachbarn. Beide lachen. Tatsächlich ist Klaus Richter gelernter Hotelfachmann, der in den letzten 15 Jahren einen großen Caterer geleitet und entwickelt hat und in der Branche weiß, worauf es ankommt. Genauso gut weiß er, was er nicht mehr will: Gerichte, die nur heiß gemacht werden. Nahrung ohne Nährwert. Künstliche Geschmacksstoffe.
Qualität ist nicht verhandelbar
Die Gründer beweisen, dass es selbst in einem hart umkämpften Markt möglich ist, mit Nachhaltigkeit und Qualität zu punkten. Auch die Kunden der LebensWert Gastgeber GmbH haben begrenzte Budgets. Klar ist aber, dass frisches und gesundes Essen im Wettbewerb den entscheidenden Unterschied machen kann – zumal die Gerichte der LebensWert Gastgeber GmbH nur unerheblich teurer sind.
„Bei uns ist fast alles verhandelbar - nur nicht die Qualität“ – betont Christoph Kleinhans.
Fotogalerie: © René Golz
Über die Jahre in der Gastronomie- und Lebensmittelbranche haben sie sich ein großes Netzwerk aufgebaut. Viele Partner kommen aus Hamm. „Wir arbeiten unter anderem mit Manns und Rullko zusammen“, sagt Klaus Richter. Er selbst wohnt in Wiescherhöfen und pendelt regelmäßig die fünfzig Kilometer nach Castrop-Rauxel. Natürlich voll elektrisch.
Das Auge isst mit – auch im Krankenhaus
Klaus Richter und Christoph Kleinhans öffnen gerne die Türen zu ihrer Küche – sofern die Haare unter einem Häubchen hygienisch verdeckt und die Schuhsohlen mit blauen Füßlingen überzogen sind. Der weiße Schutzkittel ist aus recyceltem Material gefertigt. Hinter schweren Metalltüren im Lager sind die frischen Zutaten gestapelt: reihenweise Joghurts, Obstkisten, Gemüse und Fleisch. Im Eingang zur Küche steht eine große Bratstrasse. „Heute gibt es frische Reibeplätzchen“, erklärt Klaus Richter. In einem weiteren Raum zeigt er uns Förmchen: „Damit bringen wir püriertes Essen wieder in seine Ursprungsform. Wir kochen hier für Menschen – deshalb servieren wir die Gerichte auch menschenwürdig. Das Auge isst schließlich mit.“ Aus dem gleichen Grund hat sich der Betrieb für farbiges Geschirr entschieden. Das Essen im Krankenhaus soll nicht nach Krankenhausessen aussehen.
Die Küche ist für die beiden Gründer auch eine Art Labor, in dem an neuen Rezepten getüftelt wird. Gerne werden dabei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus anderen Bereichen hinzugerufen, zum Beispiel, wenn es um ausländische Spezialitäten geht. „Wenn das Unternehmen wüsste, was das Unternehmen alles weiß“ zitiert Klaus Richter einen Buchtitel zum Wissensmanagement. Die Einbeziehung des Teams bereichert nicht nur das Küchenangebot, sondern führt auch zu mehr Spaß bei der Arbeit. „Viele Kolleginnen und Kollegen haben bei uns die Lust am Kochen zurückgewonnen“, erzählt Klaus Richter.
Verantwortung tragen
Wo es möglich ist, greifen die Gründer auf Bio-Produkte zurück. Oft verarbeiten sie Produkte, die wegen optischer Mängel nicht im Supermarkt verkauft werden und daher günstiger sind. Um weniger Lebensmitten zu verschwenden, nutzen die Gründer Apps wie „Too good to go“. Die Gründer halten bei ihren Produkten den ökologischen Fußabdruck nach. Deshalb versuchen sie, so oft wie möglich auf Fleisch zu verzichten.
Die Gründer halten bei ihren Produkten den ökologischen Fußabdruck nach. Deshalb versuchen sie, so oft wie möglich auf Fleisch zu verzichten.
„Ganz ohne geht es für uns nicht“, sagt Klaus Richter. „Dafür schmeckt es einfach zu gut. Aber wir wissen, dass wir Verantwortung tragen – und dieser Verantwortung versuchen wir gerecht zu werden.“ Jeden Tag ein bisschen mehr.